Tödi-Trilogie: Sandgipfel, Glarner Tödi und Piz Russein - mein Projekt ist abgeschlossen
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Am Morgen des 14. Juli interviewte Irène Raphi, der in HIKR als
Amortis eine Reihe eher extremer Begehungen gepostet hat, und seine Freundin Anja. Die beiden betreiben jetzt in Chamonix die Firma Happy Tracks, die Outdoor-Aktivitäten anbietet und chillen gerade ein paar Tage im Glarnerland.

Beim Gespräch fiel fast nebenbei, dass ich jemanden suche, der mit mir den Tödi auf einer eher anstrengenden Variante besteigen wolle. Sie sagten spontan zu - sechs Stunden später sassen wir mit unseren Bikes bereits im Taxi RoMa, das uns nach Hinter Sand brachte.
Im Verlauf des Hüttenabends zeigte sich, dass die beiden durch ihre Tätigkeit als Wanderleiter jede Menge diesbezüglicher Erfahrung mitbrachten. Wir haben Kartenspiele gespielt, von denen ich kaum mehr wusste, dass es sie überhaupt gibt.
Wie verabredet, zogen wir um rund halb sechs los.
Eigentlich glaubte ich, meist eher zügig unterwegs zu sein. Aber das Tempo, das die beiden vorlegten, liessen mich noch älter aussehen, als ich eh schon bin: In gut dreieinhalb Stunden waren wir auf dem Simlergrat.
Über den Aufstieg lässt sich nur sagen, dass die Verhältnisse absolut perfekt sind. Überall liegt gut tragender Schnee, selbst die Spaltenzone auf der Höhe der Gliemserpforte kann mit etwas vorsichtigem Gehen ohne Seil und Steigeisen gequert werden.
Beim Simlergrat machte ich den Abstecher zum Glarner Tödi, wo ich feststellte, dass dieser (absolut illegalerweise!) als Heli-Landeplatz benutzt wird.
Dann stiegen wir Richtung Sandgipfel ab. Hier oben lag noch schlecht verfestigter Neuschnee, das Gehen wurde etwas mühsam. Deshalb stürzten wir uns in hochalpine Montur und stiegen, immer auf dem Schneegrat bleibend, bis zum Gratabbruch ab, der die Verbindung zum Sandgipfel bildet.
Technisch ist das einfach, aber unheimlich brüchig - siehe Bild. Dafür war, dank Steigeisen, der Gegenanstieg geschenkt.
Technisch ist das einfach, aber unheimlich brüchig - siehe Bild. Dafür war, dank Steigeisen, der Gegenanstieg geschenkt.
Den Sandgipfel muss man nicht bestiegen haben. Aber er bildet immerhin einer der drei Punkte, die das bekannte, typische Tödi-Gletscherdreieck formen. Und der Blick auf die Fridolinshütte (sehr) weit unten und in die Brüche des Rötifirns gleich nebenan sind schon eindrücklich.
Der Gegenanstieg zum Piz Russein war wenig spektakulär, doch auf dieser Höhe spürte man die Aufstiegsmeter im mittlerweile schweren Schnee.
Leider war die Aussicht vom Piz Russein eher enttäuschend. Die Luft war viel feuchter als die Prognose hatte erwarten lassen, viel weiter als zum Rheinwaldhorn sah man nicht.
Dort war noch eine Seilschaft von der Puntegliashütte eingetroffen. Ihr Führer fragte mich, wie unser Aufstieg via Röticouloir gewesen sei. Wer gesehen hat, in welchem Zustand der Hängegletscher dort ist, dem stellt sich diese Frage kaum: Ich würde diese Route als "mit vertretbarem Risiko derzeit nicht begehbar" bezeichnen.
Knapp vor zwölf machten wir uns auf den Abstieg. Auch der war soweit ereignislos, bis auf einen erstaunlich harmlosen Taucher mitten in der Schneerus im mittlerweile pfluderig gewordenen Schnee.
Nach den obligaten Umpack- und Aufräumarbeiten in der Hütte gings hinunter zu den Bikes und dann zum eher giftigen Downhill ins Tierfehd. Giftig, weil sich da absurd steile Abfahrten und gemeine Gegenanstiege munter abwechseln. Aber alles besser, als zu Fuss da hinunter zu müssen.
Vier Stunden nach dem Aufbruch vom Russein war ich bereits zu Hause. Was passte, denn damit war mein Tag noch nicht abgeschlossen: Anschliessend waren Irène und ich zu einem Bootstrip auf dem, mit Bad im und Abendessen unmittelbar am Zürichsee eingeladen.
So lässt es sich leben ..
Danke Anja und Raphi für diesen aussergewöhnlichen Ausflug und Tildi und Jösi für den wunderbaren Abend!
Geologie
Ich hatte hier schon angedeutet, dass ich im Gebiet der Gelben Wand Flysch vermute. Das hat sich für mich jetzt bestätigt. Unter dem Rötidolomit liegt, invers gelagert, eine wenig mächtige Schicht an rötlichem Quartenschiefer. Man quert dann den gelb anwitternden Dolomit über die in den Fels geschlagenen Tritthilfen. Der schwarz-braune, schieferig-bröckelige Fels darüber ist praktisch sicher Flysch. Also wäre zwischen Dolomit (Trias) und Malm der Gipfelregion eine Schicht extrem jungen Gesteins eingequetscht: Damit wäre die Annahme, das Tödimassiv sei "autochthon", also nicht in die Überschiebungen einbezogen gewesen, definitiv vom Tisch. Und die geologische Karte der Region müsste (endlich) neu gezeichnet werden.
Projekt
Fast sieben Jahre stand in meinem HIKR-Benutzerprofil: "Ich möchte, dass mittelfristig für jeden Wegpunkt/Berg aus 'meinem' Gebiet (= Gebiet des SAC-Führers "Glarneralpen") die Beschreibung mindestens einer Route drin ist."
Gemäss meiner Liste gibt es in HIKR rund 470 Gipfel, Pässe oder ähnliche Wegpunkte, für die als Schlagwort der Name einer der elf Gruppen erfasst ist - eine stolze Menge für ein doch eher kleines und touristisch "abgelegenes" Gebiet.
Ich möchte allen danken, die mir - eventuell unfreiwillig - bei diesem Projekt geholfen haben. Und ich hoffe, dass diese HIKR-Berichte dazu beitragen, unsere vielfältige Region (wieder) etwas mehr in den Fokus alpiner Tätigkeiten zu rücken.
Nachtrag: Gipfeltreffen
Wenige Tage nach dieser Tour bekam Irène ein Mail mit dieser Aufnahme.
Es stellte sich heraus, dass die Piloten-Legende Emil (Migg) Blumer (links im Bild) jener der oben erwähnten Punteglias-Seilschaft war, der mich nach dem Röti-Couloir gefragt hatte und der 55 Jahre nach seiner ersten Tödi-Besteigung wieder einmal dort oben war.
Natürlich "kannten" wir uns als Flieger, aber keiner wusste vom andern, wie er aussieht.
Nachtrag: Gipfeltreffen
Wenige Tage nach dieser Tour bekam Irène ein Mail mit dieser Aufnahme.
Es stellte sich heraus, dass die Piloten-Legende Emil (Migg) Blumer (links im Bild) jener der oben erwähnten Punteglias-Seilschaft war, der mich nach dem Röti-Couloir gefragt hatte und der 55 Jahre nach seiner ersten Tödi-Besteigung wieder einmal dort oben war.
Natürlich "kannten" wir uns als Flieger, aber keiner wusste vom andern, wie er aussieht.
Tourengänger:
PStraub

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